Auto kaufen

24 08 2008

Alles schien so einfach: Dank einem Kontakt von Matthias Spühler und dem Einsatz von Markus Burri kamen wir schon vor unserer Abreise in Kontakt mit einem französischen Diplomaten, der sein Auto wegen dem Ende seines Einsatzes verkaufen wollte. 

An unserem zweiten Tag in Windhoek besichtigten wir den Wagen und wurden uns grundsätzlich einig über den Verkaufspreis. Der Franzose würde seinen Wagen noch bei seiner Garage in den Service bringen, und ihn anschliessend beim Aussenministerium zur Abmeldung als diplomatisches Auto melden. Wir würden das Auto anschliessend bei einer Vertrauensgarage von Interteam zum Check bringen. Alles geschah wie vorgesehen, auch der Check bei „unserer“ Garage lief gut, bis Bernd, deren Eigentümer in einem Nebensatz fragte, wie es denn mit dem „Roadworthy Certificate“ aussehen würde. Das ist eine Art Motorfahrzeugkontrolle, die bei einer Handänderung immer vorgenommen wird, durch den Verkäufer. 

Dieser stellte sich jedoch auf den Standpunkt, dass das für ein diplomatisches Auto nicht gelte, und überhaupt, habe er keine Zeit mehr dafür, da seine Abreise unmittelbar bevorstehe und er überhaupt keine Zeit habe! Nach einigen heftigen Auseinandersetzungen u.a. mit dem französischen Konsul, einigten wir uns darauf, das ich den Test übernehmen würde, gegen eine entsprechende Senkung des Autopreises. Somit begann eine ca. einwöchige Behördenodysee, die mich mindestens zwei Tage lang vollkommen ausfüllte. 

  • Zur Motorfahrzeugkontrolle (am äussersten Stadtrand) fahren, sich über das genaue Prozedere erkundigen, sich fotografieren lassen, sich registrieren lassen, für die Registrierung zahlen. Jeder Schritt mit einer Warteschlange verbunden.
  • Am Freitag, dem Tag des Kaufes zur Polizei fahren um ein „Clearing“ für das Auto zu erhalten (Nummern hinterlegen, prüfen ob Auto, sowie alter und neuer Halter in Ordnung sind; dieses Prozedere dauert drei Arbeitstage, also bis Mittwoch). Dort erfahren, dass wir hierzu noch eine provisorische Nummer benötigen. Diese sei beim nahen städtischen Büro der Motorfahrzeugkontrolle erhältlich. Dort erfahren, dass diese nur beim Hauptbüro am Stadtrand erhältlich sei. Dort wieder anstehen für die provisorische Nummer, die drei Arbeitstage gültig ist, also bis Dienstag. Häää? Ja, bei der MFK gilt der Samstag als Arbeitstag, bei der Polizei nicht… Also die ganzen Formulare gleich nochmal ausfüllen und nochmals zahlen für eine zweite proviorische Nummer (später erfahre ich, dass das eigentlich nicht erlaubt ist, aber am Freitag Nachmittag hatte die Schalterdame wohl erbarmen mit mir. Also los zur Polizei um knapp vor deren Betriebsschluss um das Clearing endlich doch noch zu beantragen.
  • Am Montag bringe ich das Auto nach den Erfahrungen von Freitag zur Interteam-Garage, damit sie den eigentlichen Roadworthy-Test übernimmt. Dabei kann man anscheinend locker einen Tag mit anstehen an den verschiedenen Schaltern vertrödeln. 
  • Am Mittwoch Morgen kann ich das Polizei-Clearing abholen, alles problemlos. Jetzt muss ich nur noch das Fahrzeug auf mich registrieren lassen und die Auto-Nummer lösen. Dies könne ich problemlos im städtischen Büro der Motorfahrzeugkontrolle erledigen. Nein, dafür müsse ich zum Büro an den Stadtrand, wird mir dort beschieden… Also wieder dorthin, 30 Minuten am richtigen Schalter anstehen, Formulare ausfüllen. Die Dame fragt mich nett, wo denn der alte Fahrzeugausweis sei. Davon habe ich nur eine Kopie, das Original ist beim Franzosen, der heute nach Paris fliegt! Ohne das Original keine Registrierung bleibt die Frau hart. Ich erwische den Franzosen gerade noch als er sich auf den Weg zum Flughafen macht. Zum Glück hat er das Papier noch. Also wieder raus zur Motorfahrzeugkontrolle an den Stadtrand und gerade noch vor der Mittagspause erhalte ich endlich den Fahrzeugausweis. Nun noch die Nummer machen lassen und das Auto versichern lassen und das geht tatsächlich absolut problemlos!

Nicht dass man mich falsch verseht: der grösste Teil der Probleme wurde durch die Unwissenheit von Käufer und Verkäufer verursacht. Ich war im Gegenteil eigentlich erstaunt, wie einfach wir uns in Namibia einrichten konnten. In nur zwei Wochen konnten wir zwei Handynummern, ein Festnetztelefon, ein Breitbandinternet-Anschluss und ein Bankkonto eröffnen. Viel schneller wäre das in der Schweiz wohl auch nicht gegangen.