Diese Woche wurden die Statistiken veroeffentlicht: Der Januar 2011 ist der regenreichste Januar in Zentralnamibia seit Beginn der Aufzeichnungen 1893. Insgesamt fielen z.B. in Windhoek rund 33o mm Regen, so viel, wie normalerweise in einem ganzen Jahr. Auch ein neuer Tagesrekord fuer Windhoek wurde erreicht. Trotzdem gab es in Windhoek keine Schaeden, abgesehen von ein paar Schlagloechern in der Strasse. Diese werden hier aber wirklich vorbildlich sofort geflickt. Etwas anders sah es in Walvis Bay an der Kueste aus. Da es dort eigentlich nie regnet, gibt es keine Meteorwasser-Kanalisation. Als dann im Januar an einem Tag nur 10 mm Regen fielen, wurden dadurch gleich einige Geschaeftshaeuser unter Wasser gesetzt.
Wir machten unsere eigenen Erfahrungen mit dem Regen. Am 4. Februar kam Gwen’s Goetti Dani zusammen mit Sohn Iannis (Juergs Goettibueb) zu Besuch. Wegen dem Regen hatten wir vorsorglich einen Trip in die Wueste geplant um nicht nass zu werden beim Zelten. Es wurde ein Wochenende der Geduldsproben. Am Samstag stellte sich zunaechst heraus, dass wegen einem Missverstaendnis der Mietwagen nicht bereit war. Gegen 14.00 entschloss sich Simona schon mal mit Leon, Lou und Gwen alleine loszufahren. Iannis, Dani und Juerg wollten so gegen 14.30 im Mietauto folgen. Allerdings gab der Mietwagen bereits nach 3 Kilometern den Geist auf (Wasserpumpe und Lichtmaschine streikten, weil der Keilriemen nass war) und musste zur Reparatur zurueckgebracht werden. 16.30 gings dann endgueltig los, es regnete in Stroemen.
Unterdessen war Simona schon fast auf Rooiklip angekommen, ca. 10 km vor der Farm gabs aber noch ein Rivier (Trockenfluss) zu queren, das zu laufen begonnen hatte (d.h. Wasser fuehrte). Vorbildlich ging Simona die Strecke durch das truebe Wasser zuerst zu Fuss voraus, nur um dann doch in einem Loch stecken zu bleiben. Nun sind Riviere beruechtigt dafuer, dass sie schnell ansteigen koennen und eine Gefahr fuer Auto und im schlimmsten Fall auch fuers Leben der Insassen darstellen koennen. Bekannte von uns hatten nur wenige Wochen zuvor ihren ziemlich neuen Toyota Hilux so komplett verschrottet und konnten nur mit Mueh und Not von einem grossen Bagger vom Dach ihres Autos gerettet werden. Nach einigem hin und her und leichter Panik im Auto kam der Condor schliesslich frei und heil in Rooklip an, wo sie schon auf den anderen Besuch aus der Schweiz – Janine und Andre – trafen.
Waehrenddessen wurde der geflickte Mietwagen ca. 30 km ausserhalb von Windhoek von einem anderen Auto ueberholt, das uns mitteilte, dass das Auto unnatuerlich rauchen wuerde… Nach einigem hin und her waren Dani und Juerg pitsch nass und der Grund fuer den Rauch festgestellt. Die Bremse hinten links sass fest, das verdampfende Regenwasser sorgte fuer den Rauch. Nochmals zurueck wollten die drei nun doch nicht und so wurde von nun an jede Pfuetze mit Schwung und dem linken Hinterrad durchfahren. So hatte der Regen doch was Gutes und irgend einer der Schlaege loeste nach rund 100 km auch die Bremse. Allerdings hatte der Regen auch zur Folge, dass immer mehr Riviere immer hoeher liefen. Etliche Male mussten Fahrer und Beifahrer aussteigen und pruefen ob die Furt fahrbar sei. Zum Glueck ging das Wasser nie hoeher als bis zu den Knien und so kamen auch die letzten drei Gaeste gegen 19.00 noch an.
Camping auf der wunderschoenen Campsite war wegen Regen gestrichen worden (obwohl die Plaetze durch einen ueberhaengenden Felsen recht gut gegen die Witterung geschuetzt sind). Eine weise Entscheidung, denn am Samstag regnete es 42 mm, am Sonntag gar 60 mm. Der bisherige Rekord auf dieser Farm am Rande der Namib lag bei 32 mm… Fuer ungewollte Spannung sorgte am Sonntag Willy, ein rund 2.5-jaehriger Oryx-Bulle, den Hannelore und Frans von klein adoptiert und grossgezogen hatten. Der pubertierende Oryx, wohl frustriert ob seinen fruchtlosen Balzbemuehungen bei seinen Mitbewohnern Linus dem Zebra und No. 7 dem Esel, brach aus der Weide aus und spazierte vor dem Farmhaus auf und ab. Mit seinen langen Hoernern kann er, der sich Menschen gewohnt ist, sehr gefaehrlich werden. Nach einigem hin und her konnte er mit Autos zurueck in die Weide getrieben werden und entging so dem Abschuss.
Am Montag stand dann die Reise ins Sossousvlei auf dem Program. Dafuer mussten etliche Riviere gekreuzt werden, die noch reichlich Wasser fuehrten. Es war eindruecklich zu sehen, wie hoch diese Riviere waehrend der Nacht geflossen haben mussten. Mit dem Auto haette man keine Chance gehabt. Auch wir hatten zu kaempfen, einmal mussten wir eines der drei Autos rueckwaerts aus einem Flussbett abschleppen, weil es sich im Schlamm vergraben hatte. Ein anderes Mal musste man einem Zaun ausweichen und Danis Mietwagen lief nach einer Wasserdurchfahrt fuer den Rest des Tages nur noch auf drei Zillindern und ohne Klimaanlage. Sprich es ging langsam und abenteuerlich voran. Bis zur Bruecke ueber den Gaub, wo es kein Durchkommen mehr gab. Die komplette Zufahrt war weggespuehlt und unter Wasser, die Bruecke selbst wurde immer noch vom Wasser ueberspuehlt und durch mitgerissene Baeume blockiert. An den Waenden der Schlucht konnte man ablesen, dass das Wasser auf dem Hoechststand auf rund 2 bis drei Meter UEBER das Niveau der Bruecken-Platte gestiegen war.
Ausweichen konnten wir nur in Richtung Kueste nach Walvis Bay, alle anderen Wege waren versperrt. Das bedeutete 180 km bis zur naechsten Tanke, eines der Autos hatte aber nur noch Sprit fuer 140 km… Absaugen ging nicht, so blieb nur noch Abschleppen uebrig, was das eh schon reichliche Tagesprogram noch zusaetzlich verlaengerte.
Um 16.00 erreichten wir dann Walvis Bay und konnten tanken. Wir wollten bei der benachbarten Bank auch noch schnell Geld holen. Bei Dani gings schief, die Karte blieb stecken. Nun schliessen namibische Banken um 15.30 und so dauerte es etwas bis wir seine Karte wieder hatten. Gegen 18.00 erreichten wir dann den netten Camping Platz Sophia Dahle, ca. 15 km von Swakopmund aus im Swakop-Rivier gelegen. Von da an lief dann endlich alles rund. In Erinnerung wird uns ein spannendes und gemuetliches Wochenende in der unglaublich gruenen Wueste bleiben.
PS: Wie wir spaeter herausfanden, hatte Danis Frau Nicole GENAU DAS SELBE Mietauto bei ihrem Besuch im Oktober gemietet gehabt. Auch bei ihr hatte es Probleme verursacht und musste nach einer Panne im Sossousvlei ersetzt werden.
PPPS: Regen ist in Namibia immer eine Meldung wert. Hier der Artikel aus der Allgemeinen Zeitung ueber das erste Februarwochenende, an dem wir unterwegs waren.