Ungewöhnliche Gefahren

30 11 2008

Ein bis zwei Mal pro Jahr werden Surfer tödlich von Haien attackiert. Da dies ein beliebtes Sujet für Horrorfilme ist, wird die Wahrscheinlichkeit eines solchen Angriffs von den meisten Leuten stark überschätzt. In der Tat sterben jährlich mehr Leute beim Surfen durch Blitzschläge als durch Haiattacken. 

Letzte Woche mussten zwei Surfer in Cape Cross jedoch einen ganz besonders seltenen Angriff über sich ergehen lassen. Sie wurden von einem Seehund-Bullen angegriffen und schwer verletzt. Im Moment liegen sie mit über 100 Stichen im Spital. In den letzten 20 Jahren ist lediglich ein ähnlicher Angriff aus Kanada bekannt. Wie ein Biologe anschliessend erklärte, verteidigte der Bulle sein Brutrevier. Cape Cross ist bekannt für seine Seehundkolonie. Besonders zu Brutzeiten sei daher vom Surfen dort abzuraten.

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„Giraffe“, die Schildkröte

23 11 2008

Seit letztem Samstag haben wir eine neue Mitbewohner(in?). Als Matthias und Regula damals zu Besuch kamen, fanden sie vor dem Tor, mitten auf der Strasse eine Schildkröte. Wir beschlossen ihr ein temporäres Heim zu bieten und einen Zettel am Tor aufzuhängen, dass die Schildkröte bei uns abzuholen sei. 

Inzwischen ist eine Woche vergangen und leider haben sich die Besitzer der Schildkröte bisher nicht gemeldet. Wenigstens konnte unser Gast identifiziert werden: Es handelt sich höchst wahrscheinlich um eine Panther-Schildkröte, die in Namibia einheimisch ist. Aufgrund ihrer Grösse ist sie sicher auch schon etwas älter. Die Kinder schlossen unseren neuen Gast auch gleich ins Herz und begannen über einen Namen nachzudenken. Im Rennen sind zur Zeit noch „Tortuga“ und „Giraffe“. 

Noch ist unklar, ob wir sie behalten können/werden. Einerseits muss geklärt werden, wer in unserer Absenz zu ihr schauen könnte und vor allem ob unser Gärtchen den Ansprüchen einer aufgeweckten Schildkröte genügt. Zumindest unser Rasen scheint ihr zu schmecken…

Lou mit Giraffe





Unterschiedliche Auffassungen von Unterricht

7 11 2008

Da ich mich mit einem Morgen Arbeit nicht ausgelastet fühlte und Lust auf Arbeit in der Schule hatte, meldete ich mich bei „Môre Son“, einer Schule für geistig behinderte Kinder als freiwillige Mitarbeiterin. Die Rektorin hat den ehrgeizigen Plan, in jeder Klasse eine Lehrperson und eine Hilfsperson für den Unterricht einsetzen zu können. Ich wurde nun der Lehrerin Salmi Ngoshi zugeteilt. Die Idee der Rektorin (und meine) ist, dass ich der Lehrerin verschiedene Methoden aufzeige, wie man die Schüler fördern könnte. Die Idee der Lehrerin ist wohl mehr, dass ich Lektionen von ihr übernehme. 

Die Schule an und für sich ist sehr gut ausgestattet mit Material und Arbeitsmaterial. Es gibt einen Lehrplan speziell auf diese Kinder ausgerichtet. In einer Klasse hat es nicht mehr als 12 Schüler und sie kriegen dreimal am Tag was zu essen. An die Schule ist ein Wohnheim angegliedert. So weit so gut.

Nun zeigte mir Salmi ihr Schulzimmer, sagte, ich solle schon mal rein und verschwand. Ich stellte mich den Kindern vor, lernte ihre Namen und sass dann hin. Nach zehn Minuten kam die Lehrerin und begann mit dem Unterricht. Sie sangen miteinander und sagten Gedichte auf, auch hier steht die Weihnachtsvorführung vor der Tür. Danach verteilte sie ein Arbeitsblatt, die Kinder malten es 30 Minuten lang aus, bis das ganze Blatt farbig war. Danach zog sie die Blätter ein, gelöst wurde das Blatt nicht. Die nächsten 30 Minuten verbrachten die Kinder mit Kneten, und zwar durften sie selber wählen was. Sie wollten einen Kuchen machen. Alle zehn Minuten sah Salmi von ihrem Pult auf und meinte: Na los, wo sind eure Kuchen? Dann nickte sie wieder ein oder beantwortete Sms, wenn wieder ein lautes „piepiep“ ein weiteres Sms angekündigt hatte.

Nun war es Zeit für das Pausenbrot. Sie assen während 20 Minuten, wuschen sich die Hände 10 Minuten und dann läutete es in die Pause.

Salmi verschwand und tauchte erst 90 Minuten später wieder auf. Ich hatte mir fest vorgenommen, nicht ihre Lektionen zu halten, ich wollte mir zuerst einmal ein Bild machen von ihrem Unterricht. Nun gut, irgendeinmal hielt ich es nicht mehr aus und begann mit den Schülern zu singen. Als sie kam, beklagte sie sich über den Uringeruch im Zimmer, einem Kind waren die Windeln nicht gewechselt worden, dann verschwand sie wieder. Ich ging raus um sie zu suchen, als ich sie fand, fragte sie mich, was ich denn nun ausserhalb des Klassenzimmers tun würde! Nun war es halb zwölf geworden, die Schüler erhielten ihr Mittagessen und für mich war es Zeit Leon und Lou vom Kindergarten abzuholen.

Nun bin ich gespannt, wie es weitergeht!





Leon und Lou in Namibia 4

7 11 2008

Seit nun der Sommer bei uns angebrochen ist, und das Thermometer über 30°C ansteigt, verbringen wir einen grossen Teil unserer Freizeit im Pool der Siedlung. Lou liebt das Wasser schon lange und nun hat auch Leon entdeckt, dass Planschen Spass macht. Er hat Flügeli und kann mit denen quer  durch den Pool paddeln. Er hat nun entschieden, dass er in den Schwimmkurs der Schule will. Natürlich will Lou auch mit und so gehen sie nun am Montag das erste Mal in den Schwimmkurs. Da man hier überall auf Swimmingpools trifft, bin ich froh, wenn sie so früh wie möglich lernen, sich über Wasser zu halten.

Gestern hatten wir ein Gespräch mit der Leiterin des Kindergartens. Sie erzählte, dass Leon seine kleine Schwester stets vor allem beschützt und sie tröstet, wenn sie weint. Sie würden nun auch im Kindergarten beginnen einzelne Wörter zu reden und beide seien nicht mehr so schüchtern wie zu Beginn. Sie würden mit den andern Kindern spielen und Leon habe einen Freund namens Richard gefunden.

Im Moment wird fleissig für eine weihnachtliche Schulaufführung geprobt. Jedes Kind soll einen Satz aufsagen. Die Lehrerin hat mir den Satz für Leon aufgeschrieben, damit ich ein wenig mit ihm üben kann: They put nails through my saviours hands. (Sie steckten Nägel durch die Hände meines Retters) Natürlich wollte er wissen, was das heisst… Warum kann man an Weihnachten nicht einfach über die Geburt Jesu reden?

Lou braucht unterdessen gar keine Windeln mehr, auch in der Nacht ist sie trocken. Was für eine Erleichterung für uns und wie stolz ist Lou erst auf ihre Leistung!

Sie spricht weiterhin alles nach und wenn ich mit Leon schimpfe, schimpft sie gleich mit, was ihn natürlich zur Weissglut treibt. Wenn sie wütend ist auf ihn, dann sagt sie zu ihm „hau ab!“ oder „Heimatland!“

Vor einigen Tagen hat Lou eine Karte von Nonna gekriegt mit einem Rehkitz drauf. Lou sprach daraufhin die ganze Zeit vom „Springböckchen“. Sie scheint schon eine kleine Namibierin zu werden…

So schnell wie Lou sich hier eingewöhnt, so bewusst ist es Leon noch, dass wir hier nicht zuhause sind. Kürzlich erklärte er, dass wir hier nur in den Ferien seien und  dann wieder zurück in die Schweiz fliegen werden. Im Moment vermisst er vor allem unseren Hund.

Seit Neuestem findet er Buchstaben wieder sehr spannend und letzthin hat er das erste Mal seinen Namen leserlich schreiben können.