Da ich mich mit einem Morgen Arbeit nicht ausgelastet fühlte und Lust auf Arbeit in der Schule hatte, meldete ich mich bei „Môre Son“, einer Schule für geistig behinderte Kinder als freiwillige Mitarbeiterin. Die Rektorin hat den ehrgeizigen Plan, in jeder Klasse eine Lehrperson und eine Hilfsperson für den Unterricht einsetzen zu können. Ich wurde nun der Lehrerin Salmi Ngoshi zugeteilt. Die Idee der Rektorin (und meine) ist, dass ich der Lehrerin verschiedene Methoden aufzeige, wie man die Schüler fördern könnte. Die Idee der Lehrerin ist wohl mehr, dass ich Lektionen von ihr übernehme.
Die Schule an und für sich ist sehr gut ausgestattet mit Material und Arbeitsmaterial. Es gibt einen Lehrplan speziell auf diese Kinder ausgerichtet. In einer Klasse hat es nicht mehr als 12 Schüler und sie kriegen dreimal am Tag was zu essen. An die Schule ist ein Wohnheim angegliedert. So weit so gut.
Nun zeigte mir Salmi ihr Schulzimmer, sagte, ich solle schon mal rein und verschwand. Ich stellte mich den Kindern vor, lernte ihre Namen und sass dann hin. Nach zehn Minuten kam die Lehrerin und begann mit dem Unterricht. Sie sangen miteinander und sagten Gedichte auf, auch hier steht die Weihnachtsvorführung vor der Tür. Danach verteilte sie ein Arbeitsblatt, die Kinder malten es 30 Minuten lang aus, bis das ganze Blatt farbig war. Danach zog sie die Blätter ein, gelöst wurde das Blatt nicht. Die nächsten 30 Minuten verbrachten die Kinder mit Kneten, und zwar durften sie selber wählen was. Sie wollten einen Kuchen machen. Alle zehn Minuten sah Salmi von ihrem Pult auf und meinte: Na los, wo sind eure Kuchen? Dann nickte sie wieder ein oder beantwortete Sms, wenn wieder ein lautes „piepiep“ ein weiteres Sms angekündigt hatte.
Nun war es Zeit für das Pausenbrot. Sie assen während 20 Minuten, wuschen sich die Hände 10 Minuten und dann läutete es in die Pause.
Salmi verschwand und tauchte erst 90 Minuten später wieder auf. Ich hatte mir fest vorgenommen, nicht ihre Lektionen zu halten, ich wollte mir zuerst einmal ein Bild machen von ihrem Unterricht. Nun gut, irgendeinmal hielt ich es nicht mehr aus und begann mit den Schülern zu singen. Als sie kam, beklagte sie sich über den Uringeruch im Zimmer, einem Kind waren die Windeln nicht gewechselt worden, dann verschwand sie wieder. Ich ging raus um sie zu suchen, als ich sie fand, fragte sie mich, was ich denn nun ausserhalb des Klassenzimmers tun würde! Nun war es halb zwölf geworden, die Schüler erhielten ihr Mittagessen und für mich war es Zeit Leon und Lou vom Kindergarten abzuholen.
Nun bin ich gespannt, wie es weitergeht!